Der bayerische Kurfürst Ferdinand Maria schenkte seiner Gemahlin Henriette Adelaide anlässlich der Geburt des lang ersehnten Thronfolgers Max Emanuel 1663 die Schwaige Kemnat westlich der Residenzstadt München. Hier schuf sich die Kurfürstin ihr "borgo delle ninfe", ein Sommerschloss mit kleinem Garten. Ab 1701 ließ Max Emanuel das Schloss vergrößern, den Garten umgestalten und einen Kanal anlegen, der Wasser aus der Würm in den Park führte. Max Emanuel musste jedoch aufgrund seiner Niederlage im Spanischen Erbfolgekrieg 1704 Bayern verlassen. Dadurch wurden zunächst sämtliche Arbeiten unterbrochen.
Schloss- und Gartenanlage Nymphenburg (Ausschnitt), Johann Adam von Zisla, um 1723
Erst ab 1715 erfolgte der entscheidende Ausbau von Schloss und Garten zur weithin gerühmten Barockanlage. Nach einem Entwurf von Dominique Girard kam es unter Mitwirkung von Joseph Effner zur Vollendung des Nymphenburger Parks. Vor der Westseite des Schlosses entstand ein axial-symmetrisch aufgebauter Garten mit einem aufwendig gestalteten Parterre und beiderseits angrenzenden Heckenräumen mit Einrichtungen zum Zeitvertreib der höfischen Gesellschaft.
An diesen gestalteten Gartenbereich schloss sich der ausgedehnte waldartige Park an, der von dem mittelaxialen Kanal beherrscht und von zahlreichen Allee- und Sichtachsen gegliedert wurde. Hier befanden sich in symmetrischer Anordnung auch die pavillonartigen Parkschlösschen Badenburg und Pagodenburg mit ihren regelmäßigen Gartenanlagen, die Madgalenenklause als künstliche Ruine und die 1731-1739 errichtete Amalienburg.
Der Pagodenburg war im 18. Jahrhundert eine regelmäßige Gartenanlage mit Wasserbecken
vorgelagert.
Gemälde von Franz Joachim Beich, 1722/23
Im Jahre 1800 erteilte der bayerische Kurfürst Max IV. Joseph den Auftrag zur landschaftlichen Umgestaltung des Schlossparks. Davon unberührt blieben lediglich die mittelaxialen Teile des barocken Gartens, d. h. das auf seine Grundstrukturen reduzierte Parterre am Schloss, der Kanal mit den beidseitigen Alleen und die Kaskade. Zwischen 1804 und 1823 führte Friedrich Ludwig von Sckell, der führende Gartenkünstler seiner Zeit, die landschaftliche Überformung der Nymphenburger Anlage aus. Er ersetzte die vorgefundenen regelmäßigen Beet- und Heckenanlagen durch natürlich anmutende Gestaltungselemente, durch verschiedenartige Gehölze mit ihren naturhaften Wuchsformen, Wiesen mit Bodenmodellierungen und mannigfaltig ausgebildeten Gehölzrändern, Seen und Bäche mit naturgetreu geformten Ufern und Inseln, Wege mit elegant geschwungenem Verlauf.
Dadurch schuf Sckell abwechslungsreiche Landschaftsbilder, in die die barocken Pavillons ebenso wirkungsvoll einbezogen wurden wie der anstelle zweier hölzerner Vorgängerbauten 1865 errichtete klassizistische Monopteros am Großen See. Friedrich Ludwig von Sckell gelang es in Nymphenburg, einen klassischen Landschaftsgarten zu schaffen, dessen besonderer Reiz im Fortbestand markanter Bestandteile des Gartens aus der vorangegangenen und grundsätzlich verschiedenen Stilepoche lag. In dieser Form ist die Anlage in ihren Grundstrukturen nahezu unverändert bis heute erhalten geblieben.
Badenburger See im Herbst
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